3 Jahre und 1 Tag
Gestern Abend waren wir in die Galerie von Frank Findeisen zu einem Vortrag von Franz Zschornack eingeladen. Franz im Glück ... ist der Titel eines Buches, das von der Walz erzählt. Ehrlich gesagt, ich hatte keine Ahnung was mich erwarten wird. Ich dachte, ok, eine Buchlesung ... das kann "trocken" werden.
Tippelei ... Walz ... Charlie ... Ehrbarkeit ... Begriffe die ich noch nie gehört habe ... der heute 31 jährige Franz Zschornack ist 2009 auf die Walz gegangen. 3 Jahre und 1 Tag hieß es, außerhalb von 50 km um seinen Heimatort Crostwitz auf Wanderschaft zu gehen. Ohne Koffer, dafür mit dem "Charlie" über der Schulter und ohne Auto und vor allem aber ohne Handy, dafür mit einem Zylinder und in der typischen Handwerker-Kluft inklusive der "Ehrbarkeit", einer dunklen Krawatte, ging es von Crostwitz ersteinmal nach Erfurt. Das Handy hatte er mit einem Hammer und einem Nagel an die Tür der heimatlichen Schmiede genagelt. Der Charlie besteht aus in drei Tüchern gebundene Päckchen, die 7 Unterhosen, 1 Paar Socken ... aus denen 4 wurden, einem Hemd, 1 T-Shirt, 1 Schlafsack und seinem Werkzeug enthalten.
Über Norddeutschland und Dänemark tippelte er in die Schweiz. Dort half er, an einer Seilbahn und reparierte den Sessellift. Über weitere Aufenthalte in Leipzig, Polen und Österreich fasste der Crostwitzer mit zwei Gesellen den Entschluss, nach Südamerika zu reisen. So ging es über Brasilien nach Paraguay und nach Argentinien. Paraguay liegt nicht am Meer, das stellten die drei aber erst im Flugzeug fest :)
In Paraguay bauten sie unter anderem ein Brunnendach. In der Nähe eines Hotels gab es eine Rutsche aus Metall, die Kinder kletterten den Berg hinauf, schütteten die mitgenommen Wasserflaschen aus, damit es während der Abfahrt nicht zu heiß am Hintern würde ... Die 3 bauten mit einem Schlauch und einer Pumpe für die Kinder eine "Wasserrutsche" und wurden so die Helden des Dorfes ...
Über weitere Aufenthalte in Ost- und Südosteuropa kehrte Franz Ende 2012 nach Crostwitz zurück.
Franz Zschornack hat über 2 Stunden die Besucher der Galerie mit auf eine kurzweilig und spannende Reise genommen. Ich habe immer wieder herzhaft über seinen Humor gelacht. Ein cooler Typ kann ich nur sagen, der viel erlebt hat und der den jungen Handwerkern die Walz sehr empfiehlt.
Fotos: Jirka Hofmann
Wir danken Frank Findeisen, der Lehrausbilder für Franz Zschornack war und ihn in die Galerie eingeladen hatte, für diesen tollen Abend. Wer einmal die Möglichkeit hat, zu einem Vortrag von Franz zu gehen, der sollte das unbedingt tun ...
Jirka Hofmann danke ich für sein Vertrauen mir seine Speicherkarte aus dem Fotoapparat gleich mitzugeben, damit ich euch heute diese Eindrücke zeigen kann.
Und wenn irgendwann einmal an der Straße der Daumen von Gesellen auf der Walz oben ist, werde ich anhalten und sie mitnehmen, dass ist versprochen ...
En tolles Foto habe ich zum Schluss noch bei Wikipedia gefunden ... Im Vordergrund rechts liegend, sieht man Franz bei der Verabschiedung eines Steinmetzgesellen zu seiner Wanderschaft 2011. Fotograf: Sigismund von Doberschütz
Geschrieben: Marion Forker